Eine Kokospalme im Wappen eines deutschen Landkreises?
Ja genau! Der sich in Sachsen-Anhalt befindende Landkreis Anhalt-Bitterfeld wurde im Zuge einer Gebietsreform im Juli 2007 aus den ehemaligen Landkreisen Bitterfeld und Köthen sowie aus Teilen des bisherigen Landkreises Anhalt-Zerbst gebildet und führt wie alle anderen Landkreise auch ein eigenes Wappen.
In der Hauptsatzung des Kreises, der zwischen Magdeburg und Leipzig liegt, heißt es unter §2 „Wappen, Flagge und Dienstsiegel“:
(1) Der Landkreis führt ein Wappen. Das Wappen des Landkreises zeigt im ersten Feld in Silber einen auf roter Zinnenmauer links hinschreitenden schwarzen Bären, im zweiten Feld in Gold einen rot bewehrten, dreizehigen, schwarzen Löwen mit ausgeschlagener Zunge, im dritten Feld in Silber drei rote Seeblätter und im vierten Feld in Rot eine wachsende silberne Palme mit Früchten.
Und wie bitte kommt es, dass eine Palme im Wappen gezeigt wird!? Wir fragen beim Landkreis an und bekommen per Mail schnell eine ausführliche und freundliche Rückmeldung aus dem persönlichen Referat des Landrats.
Historisch bezieht sich die Palmen-Symbolik auf die sogenannte „Fruchtbringende Gesellschaft“ (1617–1680), einer Akademie aus dem 17. Jahrhundert mit Sitz in Köthen, die sich zur damaligen Zeit die Pflege und Reinerhaltung der deutschen Sprache zur Aufgabe gemacht hatte und die in ihrem Emblem eine Kokospalme mit der Devise „Alles Zu Nutzen“ zeigte. Die Kokospalme galt dabei als vollkommen nützliche Pflanze, da alle Elemente von ihr bei Bedarf Verwendung finden können. Von der Wurzel als Brennmaterial über Stamm, Blätter und Früchte bis hin zu den Kokosnussfasern, aus denen zum Beispiel Matten geflochten werden – von der Kokospalme bleibt nichts übrig :-).
Die Palme war im auch Wappen des ehemaligen Landkreises Köthen ein zentrales Element (siehe Bild oben). Sie hatte sich wohl im Bewusstsein der Bevölkerung ganz gut etabliert, denn es war im Jahr 2007 ausdrücklicher Wunsch der damaligen Köthener Kreistagsabgeordneten, die Kokospalme auch in das Wappen des neuen Kreises mit aufzunehmen. Maßgebend sollte dabei nicht der Bezug auf das Emblem der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ sein, sondern vielmehr der Bezug auf das damit verbundene Motto „Alles zu Nutzen“, zu dem sich der Kreistag bekannte (siehe das Interview mit dem Heraldiker Jörg Mantzsch in der Mitteldeutschen Zeitung aus dem Jahr 2010, der das neue Kreiswappen entworfen hat).
Wir finden: Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld geht hier als gutes Beispiel voran! Andere Landkreise sollten ebenfalls überlegen, sich schnellstmöglich eine Kokosnuss ins Kreiswappen zuzulegen 😉